bS ist jetzt auch Risk Manager – warum das denn?
Von viel Wind und Wasser
Risiken. Ein Wort – schnell dahingesagt. Wenn man sich die Definitionen anschaut: ganz so trivial ist es nicht. Und vor allem: nicht statisch. Die Perspektive ändert sich.
Gehen wir in der Zeit mal zurück – genauer: auf den 10. September 2001. Hätte es damals jemand von uns für möglich gehalten, dass genau einen Tag später Terroristen Flugzeuge in ein Hochhaus steuern und die Welt sich völlig ändern wird?
Oder 2007/2008: die Finanzkrise hat viele Unternehmen in den Abgrund stürzen lassen. Langfristig vorhersehbar?
Gehen wir weiter in der Zeit: 2009 oder auch andere Jahre – Hochwasser beschäftigen Deutschland. Ja – sogar Jahrhunderthochwasser. Nie dagewesene Pegelstände werden erreicht!
2015 erschüttert ein Tornado einen kleinen Ort – nein, nicht in Florida: im schwäbischen Affing.
Die Liste lässt sich beliebig weiterführen: Szenarien, die aus der Feder von Marc Elsberg zu stammen scheinen. Szenarien, die – wenn man vorher auf die eventuelle Möglichkeit des künftigen Eintretens hingewiesen hat – zu einem müden Abwinken geführt haben, begleitet vom Gedanken „Panikmache!“.
Ja – und jetzt: Sars-Cov2.
Corona hat vieles in den Schatten gestellt – glücklicherweise bin ich (bislang) nur Beobachter: weder gesundheitlich noch wirtschaftlich betroffen – lediglich die Motorradtour nach Südfrankreich muss warten. Aber man macht sich Gedanken und beobachtet die Maßnahmen, die bei Kunden, Geschäftspartnern, in Hotels, etc. getroffen werden. Stellenweise mutet es wie ein Akt der Hilflosigkeit an – „Hauptsache, wir tun überhaupt irgendwas!“
Hätte man das vorher wissen können?
Als Beobachter stelle ich mir immer wieder diese Frage.
Vermutlich ja! Hätte man sich auf eine Naturkatastrophe (Sturm,…) vorbereiten können? Vermutlich ebenso – selbst ohne Methodik waren solche Szenarien stets im Hinterkopf! Aber „das trifft UNS doch nicht!“
Diese Erkenntnisse und der direkte Bezug zum Facility Management in einigen der zu treffende Maßnahmen haben mich zur Ausbildung zum Risk Manager gebracht: es ist doch besser, auf Risiken vorbereitet zu sein, als „Pflaster zu kleben“, wenn man schon gestolpert ist.
Nun also Risk Management!
Tatsächlich: es gibt Möglichkeiten, unternehmens- / standortkritischen Risiken methodisch zu erfassen. Selbst solche, die weder auf Checklisten stehen – die uns auch intuitiv nicht einfallen würden. Diese Methoden machen sich u.a. Statistik, Stochastik & Co., aber auch die Kreativität der Experten zu Hilfe. Über die allseits bekannte Risk Map hinaus, die lediglich eine zweidimensionale, oftmals qualitative (intuitive?) Bewertung etwaiger Risiken vornimmt.
Aber: welche Risiken sind für mich überhaupt relevant? Und: sind die relevanten Risiken überhaupt unternehmenskritisch? Wenn ein Sturm ein Dach abdeckt – ist das kritisch? Oder „nur“ teuer? Wie sieht es mit dem Image aus? In wie weit könnte das (negativ?) beeinflusst werden? Auch durch Shitstorms, die nicht zwingend durch objektive Fakten ausgelöst werden.
Auf eine zukünftige Pandemie könnten wir (hoffentlich!) schneller und besser reagieren – aber auch auf andere Risiken? Was sind die Frühwarnindikatoren für eintretende Risiken?
Das chinesische Schriftzeichen für Krise bedeutet auch Chance!
Zu einem Risiko (im negativen Sinne) gehören freilich auch Chancen (im positiven Sinne). Vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels und von Social Media können auch „weiche“ Faktoren zu massiven Störungen führen. Steuert man gegen, können sich positive Effekte ergeben, die die Planungen übertreffen.
Beispiel Standortwahl: je nach Lage des künftigen Gebäudes ist das Unternehmen präsenter – besser sichtbar für die potentiellen Bewerber, besser angebunden an öffentlichen Personennahverkehr, mehr Parkplätze, etc. Hier wird ein positiver Effekt erwartet, was die Personalsituation betrifft.
Pflicht für Unternehmen!
Sowohl das Handelsgesetzbuch als auch das Aktiengesetz verpflichten den Unternehmer, ein Risikomanagementsystem zu implementieren, zu leben und die Wirksamkeit zu prüfen. Ab 2021 gibt es auch die Vorgabe, Risiken zu aggregieren – d.h. die maximal mögliche Auswirkung zu betrachten: das bedeutet, dass Risiken nicht qualitativ (hoch/mittel/niedrig), sondern quantitativ (z.B. in Euro) zu bewerten sind. Da ein reines Multiplizieren der Werte ein verfälschtes Ergebnis wiedergeben würden, sind hier auch wieder Methoden gefragt. Klingt kompliziert, aber lösbar. Und auch spannend!